Figuren
Alte Körper
Dicke Körper
Der Menschenfeind von Molière Entwurf mit szenischer Umsetzung
„Das Lächerliche ist die äußere Form, welche die Vorsehung der Natur
allem, was unvernünftig ist gegeben hat. Um dieses Lächerliche zu kennen, muss man
das vernünftige Maß kennen, von dem es die Abweichung bedeutet, und sehen, worin
das vernünftige Maß besteht.“Molière
Für diesen Entwurf war die Idee des Spiels wichtig. Liebe als Gesellschaftsspiel. Ein geschlossenes System, in dem alle funktionieren. Nur Alceste will ausbrechen, will autark sein. Aber ist das überhaupt möglich? Ein Spiel setzt bei den Mitspielern Emotionen frei. Es kann lustig, ernst, grausam, spannend und lächerlich sein. Ein Spiel hat Regeln, denen sich das Individuum unter- ordnen muss, wenn es mitspielen möchte. Alle Mitspieler bilden eine elitäre, geschlossene Gesellschaft. Will jemand nicht mehr mitspielen oder missachtet die Spielregeln, so ist er ein Spielverderber und zieht die Wut der Anderen auf sich. Ein Hofstaat mit seiner Etikette funktioniert ähnlich. Ein riesiges Bett ist das Spielbrett. Die vielen Decken und Kissen im Bett dienen als Wurfgeschosse und Verstecke. Außerdem bilden sie, mit Gummizügen und Druckknöpfen präpariert, die Kleidung der Figuren. Inspiration waren die maskenhaften stereotypen Figuren der Comedia dell‘Arte sowie Formen aus dem Tierreich und historische Silhouetten des Barock. Als Grundkleidung tragen alle in der zum Bett passenden Intimität Unterwäsche - Feinripp, Dessous, Miedergürtel und feine Strümpfe. Die sich stark ähnelnden Spielfiguren durchlaufen durch das An-, Ablegen und Verändern der Kissen- und Deckenkleider Metamorphosen.
Richard lll. von Wlliam Shakespeare - Entwurf
Richard lll. ist Spieler, Spekulant und brillanter Rhetoriker. Er inszeniert andere, konstruiert seine Welt. Besteht diese Welt aus mehr als aus Worten? Worte und Konzepte sind Konstruktionen, die uns täuschen bis sie in sich zusammenfallen, hinter der Maskerade nur Leere sichtbar und so Platz für den nächsten Herrscher wird. Historische Formen und ihre Dekonstruktion Die großen, voluminösen Figuren werden im Laufe des Stückes kleiner und schmaler. Alle abgelegten Kleider bleiben auf der Bühne liegen, die der Getöteten werden wie Trophäen dazu drapiert. Unter raumgreifenden, pelzverbrähmten Samtmänteln kommen wattierte Wämser zu Vorschein, deren bauschige Renaissanceärmel nach und nach schmalen zeitgenössischen Sakkoformen Platz machen. Unter abgelegten Hals- krausen werden Orthopädische Prothesen sichtbar. So füllt sich die zu Beginn nahezu leere Bühne und wird zum Kleider-Friedhof à la Boltanski, aus dessen Tiefe Richard lll. die Geister seiner Opfer erscheinen. Das Chaos wird zum Schlachtfeld auf dem er fällt. Farben und Materialien orientieren sich an den monocromen Anzügen und Kostümen von Politikern heute. Bis auf drei der vier Frauenfiguren - Lady Anne, Marguerite, Duchesse de York - gibt es sich farblich unterscheidende Gruppen. House of York: Richard und Verbündete = Blau House of Lancaster: Elisabeth und Gefolge = Grün Diener = Braun Beamte = Grau Klerus = Schwarz mit Magenta Die Farben sind gedeckt. Durch die matte Oberfläche der Samte und klassischen Anzugstoffe sind die Figuren der einzelnen Gruppen in schwachem Licht nicht mehr voneinander zu unterscheiden. So können Spieler und Gegenspieler die Seiten wechseln, ihre Intrigen spinnen und sich darin verstricken.